Arte Figurativa II – Gregor Gaida, Domenico Grenci, Peter Senoner
Diese Ausstellung knüpft an unsere Ausstellung „arte figurativa 1“ von 2021 an, in der wir Werke von Robert Bosisio, Peter Demetz, Domenico Grenci und Bruno Walpoth gezeigt haben.
Alle Künstler verbindet die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper, größte handwerkliche Qualität und eine unverwechselbare individuelle Handschrift. Die drei Künstler nähern sich aber auf sehr unterschiedliche Weise der menschlichen Figur /dem Portrait an.
Für den Bologneser Maler Domenico Grenci (*1981) ist die Auseinandersetzung mit dem Portrait der Kern seiner künstlerischen Arbeit. Mit einer Mischung aus Öl, Rötel und Kohle schafft er ausgesprochen zarte Bilder, in denen die porträtierten Personen nur flüchtig aufzutauchen scheinen. Sie wirken sehr verletzlich und zurückhaltend, als würden sie sich nur vorsichtig durch die Fläche des Papiers/der Leinwand hindurch in die Welt hinaus trauen. Trotz dieser meist nur leicht angedeuteten Gesichtszüge strahlen die Porträtierten eine große Ruhe und Selbstvertrauen aus. Die Vorlagen für seine Portraits können Bilder aus der Kunstgeschichte, Fotos aus dem Internet oder eigene Fotos sein. Alle diese Bildvorlagen filtert Grenci aber durch seinen speziellen Blick und transformiert sie in sehr intensive, eindrucksvolle Bildnisse.
Der Bremer Bildhauer Gregor Gaida (*1975) zerlegt den Körper des Menschen oder sein Portrait in organische Elemente und technisch wirkende Strukturen, die sich durchdringen und etwas Neues entstehen lassen. Dr. Ari Hartog verweist in einem Katalogtext zu Recht darauf, dass Gaida seine Skulpturen im Grunde wie ein Maler das Leinwandbild oder ein Fotokünstler das fotografische Bild behandelt, indem er das Motiv radikal beschneidet und den menschlichen Torso so fragmentiert und verändert, dass er nur noch als Ausgangsmaterial dient, um ein völlig autonomes Objekt schaffen zu können, das ganz eigenen Regeln bzw. nur dem gestalterischen Willen des Künstlers unterworfen ist.
In Zeiten, in denen bereits Kieferknochen oder andere Knochenteile durch 3D Druck ersetzt werden können, bringen Gaidas Figuren diese Verschmelzung von Technologie und Natur auf den Punkt.
Einen ähnlichen Grundgedanken findet man auch in den äußerst intensiven Figuren des Südtirolers Peter Senoner (*1970), dessen androgyne Wesen aus einer anderen Zeit oder aus fernen Galaxien zu stammen scheinen. Der menschliche Körper bleibt zwar erkennbar, aber er wird ergänzt durch technisch anmutende Elemente. Sie erinnern an Fabelwesen oder Figuren aus Science Fiction Filmen, aber sie haben auch starke Referenzen an die lange Geschichte der skulpturalen Interpretation und Idealisierung des menschlichen Körpers von ägyptischen Pharaonen- oder Götterfiguren bis in die Gegenwart. Vielleicht führt Senoner dieses ständige Streben nach Optimierung, Heroisierung und Idealisierung nur konsequent in die Gegenwart, in der sich Bodyshaping und Körpermodifikation großer Beliebtheit erfreuen. Neben seinen faszinierenden Figuren zeigen wir auch Zeichnungen/Malereien, die zwar die Grundlage seiner Formfindungen in der Skulptur bilden, sich aber zu ganz eigenständigen qualitätvollen Bildobjekten auf Holzträgern entwickelt haben.
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Vernissage: Freitag 02. Mai, 18 – 21 Uhr
Ausstellung: 02. Mai – 28. Juni 2025