Schimmer

Robert Bosisio, Peter Demetz, Domenico Grenci, Bruno Walpoth

Die Ausstellung mit 4 Künstlern (zwei Malern und zwei Bildhauern) gibt einen Einblick in das äußerst lebendige künstlerische Schaffen im Bereich der figurativen Kunst in Südtirol und Oberitalien.

Die über 400 jährige Tradition der Bildschnitzerei im Grödnertal, die sich im Bereich der sakralen und profanen Holzkunst einen großen Namen gemacht hat, hat in den letzten 20 Jahren eine Gruppe von Bildhauern hervorgebracht, die auf höchstem technischen Niveau die figurative zeitgenössische Skulptur zu neuer Größe gebracht haben und weltweit erfolgreich sind. Wir stellen hier zwei von Ihnen Peter Demetz und Bruno Walpoth vor. Im Bereich der Malerei zeigen wir neue Werke von Robert Bosisio, der sich ebenfalls in den letzten Jahren stark mit dem Bild des Menschen beschäftigt hat und 2020 zum Künstler des Jahres in Südtirol gewählt wurde. Hinzu kommt mit Domenico Grenci ein Maler und Zeichner aus Bologna, der sich ebenfalls fast ausschließlich mit der menschlichen Figur und noch spezieller dem Portrait beschäftigt.

Robert Bosisio (*1963) erarbeitet sich seine Bilder über sehr lange Zeiträume, indem er immer neue Farbschichten (bis zu 20 Schichten) aufträgt, Teile wieder abkratzt oder abwäscht und Materialien wie reines Pigment, Sand, Asche und verschiedenste Farbmaterialien mischt. Allen Bildern gemeinsam ist das Schwanken zwischen gegenständlichem Motiv und dem Verschwinden des Motivs zu Gunsten der Oberflächenstruktur und des Farbklangs im Bild. Ergebnis ist ein hochkomplexes Bild, auf dem die Portraitierten oder Körperteile entrückt erscheinen und wie hinter einem Schleier verschwommen. Sie werden dadurch entpersonalisiert und bekommen etwas Archetypisches.

Peter Demetz (*1969) spielt mit der räumlichen Vorstellung des Betrachters. Er weist seinen Figuren einen festen architektonischen Raum zu, der aber vollkommen offen und undefiniert bleibt. Durch die strenge Reduktion dieser bühnenartigen Räume wird alle Aufmerksamkeit auf die Figuren gerichtet. Die architektonischen Flächen sind eher eine Projektionsfläche für die Betrachter, deren Phantasie es überlassen bleibt den Figuren eine konkrete Geschichte oder eine mögliche Handlung in diesen Räumen zuzuweisen. Lichtführung und architektonische Bühne lassen die nur wenige Millimeter dünnen Relieffiguren dreidimensional wirken und geben ihnen Lebendigkeit. Adam Budak nennt sie sehr passend „kleine Theater menschlicher Angelegenheiten und privater Welten“.

Der aus Bologna stammende Maler Domenico Grenci (*1981) fokussiert sein Werk auf Portraits. Mit einer Mischung aus Öl, Rötel und Kohle schafft er ausgesprochen zarte Bilder, in denen die porträtierten Personen nur flüchtig aufzutauchen scheinen. Sie wirken sehr verletzlich und zurückhaltend als würden sie sich nur vorsichtig durch die Fläche des Papiers hindurch in die Welt hinaus trauen. Trotz dieser meist nur leicht angedeuteten Gesichtszüge strahlen die Porträtierten eine große Ruhe und Individualität aus.

Alle Figuren von Bruno Walpoth (*1959) entstehen in der direkten Auseinandersetzung mit realen Modellen ohne Fotos als Zwischenschritt zur Hilfe zu nehmen. Es sind Menschen aus seinem Lebensumfeld, deren Charakter er in so einzigartiger Weise in der Figur erfassen kann, daß sie für den Betrachter oft sehr ergreifend und intim wirken. Er sucht das Gleichgewicht zwischen Pose und ganz natürlicher Haltung, zwischen allgemeingültigem Menschenbild in bestimmten Körperhaltungen und Ausdrucksformen und individuellem Ausdruck. Die Portraitierten wirken oft verletzlich, sehr zurückhaltend, fast schüchtern. Sie entziehen sich in gewisser Weise dem forschenden Betrachterblick, sind aber zugleich tief berührend.

Ausstellung: 28.04. – 19.06.2021

Öffnungszeiten: Mi. – Sa., 13–18 Uhr und nach Vereinbarung