Domenico Grenci
Nel Silenzio Della Visione (In Der Stille Des Blicks)
Der aus Bologna stammende Maler Domenico Grenci (*1981) fokussiert sein Werk auf Frauenporträts. Mit einer Mischung aus Öl, Rötel, Bitumen und Kohle schafft er ausgesprochen zarte Bilder, in denen die porträtierten Personen nur flüchtig aufzutauchen scheinen. Sie wirken sehr verletzlich und zurückhaltend, als würden sie sich nur vorsichtig durch die Fläche des Papiers, oder der Leinwand in die Welt hinaus trauen. Trotz dieser meist nur leicht angedeuteten Gesichtszüge strahlen die Porträtierten eine große Ruhe und Individualität aus. Aber auch eine gewisse Melancholie ist in vielen Bildern – speziell im Blick der Frauen – zu spüren.
Grencis Werk wirkt wie eine ständige Suche nach Jemandem. Das taxonomische Katalogisieren der Frauenfigur drückt seine Faszination für das andere Geschlecht aus und visualisiert seine besondere Vorstellung von Schönheit. Die abgebildeten Frauen nennt der Künstler auch „Flämische Madonnen der heutigen Zeit“.
Grencis persönliche Konstruktion einer intimen Welt basiert auf ikonographischen Studien verschiedener Maler der europäischen Kunstgeschichte aber auch der außereuropäischen Kunst und hier vor allem der japanischen und chinesischen Malerei. Die zarten, flüchtigen Tuschpinselmalereien dieser Rollbilder haben ihn beeinflußt und sind in seinem Werk zu spüren. In seinem Atelier findet sich eine große Sammlung an Katalogen zu Malern, wie Vermeer, Botticelli, Chardin, Whistler und vielen mehr, die in ihren Werken den dargestellten Personen ungewöhnlich viel Intensität, Konzentration und Ruhe verliehen haben. Ohne diese großen Meister als Vergleich bemühen zu wollen, erscheint Grencis Werk im Licht dieser breiten kunsthistorischen Basis doch als eine gewisse zeitgenössiche Fortführung dieser Historie.
Als Motivanregung verwendet Grenci Fotos aus Zeitschriften und Magazinen, auf denen Models abgebildet sind. Mit Lösungsmitteln beseitigt er Elemente, die den Dialog mit dem Betrachtenden stören, wie beispielsweise Werbeschriften. Er löscht Hintergründe aus, zeichnet die Konturen der Figur mit Bitumen nach, färbt Haarpartien schwarz, fügt Details hinzu, verändert die Physiognomie der Frauen und verleiht ihnen somit eine neue Persönlichkeit. In der Regel ist das physische Erscheinungsbild von Models dessen Beruf, sie fügen sich ganz in Studiokulissen ein. Dieser Umstand macht sie zur bloßen Hülle, das Hauptaugenmerk liegt auf der Mode, die sie präsentieren.
Grenci rehabilitiert diese Models, personalisiert sie und verleiht ihnen eine Seele. Die Gesichter lassen dabei viel Raum für Interpretation. Die Abwesenheit des Hintergrunds lässt sie einsam aber auch konzentriert erscheinen und sorgt für die völlige Auflösung der zeitlichen Dimension. Auf den ersten Blick wirken die Portraits fast geisterhaft, wie uralte Fotografien. Identität entsteht erst am Ende des Schaffensprozesses, durch das Hinzufügen des Titels und somit des Namens. Grencis obsessive Sammlung weiblicher Antlitze wird ergänzt durch seine neuesten Blumenstilleben. Auch diese Motive stehen für Schönheit und Vergänglichkeit. Sie thematisieren, wie die Frauengesichter, die Unfähigkeit, Schönheit dauerhaft festzuhalten und schlagen somit einen Bogen zum „Vanitas“-Gedanken.
Eröffnung: Samstag 12.11.2022, 17:00 – 21:00 Uhr
Ausstellung: 13.11.2022 – 14.01.2023
Öffnungszeiten: Mi. – Sa., 13 – 18 Uhr und nach Vereinbarung