Simone Lucas – The Slow Eye

Wir zeigen unsere erste Einzelausstellung mit der Malerin Simone Lucas. Lucas hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und war dort Meisterschülerin des Malers Dieter Krieg, einem Vertreter der Neuen Figuration.

In ihren Traum-artigen Bildwelten, verbindet sie expressionistische und surrealistische Elemente zu einem ganz eigenen Kosmos.
Die Ausstellung beschäftigt sich vor allem (wie viele ihrer Bilder) mit dem Spannungsfeld zwischen Innen- und Außenraum. Es ist wie eine langsame innere Augenreise durch einen ganzen Kosmos/ Planetensystem, wobei es unendliche Möglichkeiten und Wege gibt.

Lucas sagt dazu: „Diese inneren Räume (oder die Reisen durch innere Räume) entstanden sicher auch unter dem Eindruck dieser Pandemie, die uns den äußeren Raum versperrt. Das Bild „Space Traveller“ (der Reisende auf der Schildkröte) hat ein ähnliches Thema: Er bewegt sich langsam auf das Sternbild des kleinen Bären zu, das man im Fenster sehen kann.“

Die Tierkreiszeichen bilden vielleicht auch die Brücke zu den vielen kleinen Bildern in der Ausstellung, die Tiere und Mensch verbinden. Sie sind für Simone eine Art Forschungsprojekt, das sich auf Charles Darwins berühmte erste Skizze eines evolutionären Stammbaums von 1837 bezieht. Diese sehr einfache, naiv kindlich und spielerisch wirkende Skizze ist Symbol und Veranschaulichung systematischer, wissenschaftlicher Forschung. Somit verbindet auch Lucas Kunst und Wissenschaft, wobei sie bewusst versucht einen kindlichen Blick auf Bilder zu bewahren.

Innenräume sind in dieser Ausstellung nicht nur als innere Welten im Kopf, sondern auch ganz wörtlich zu verstehen, denn es tauchen sehr oft Szenen in geschlossenen Räumen oder Ateliersituation auf. Eine oder mehrere Personen schaffen Bilder bzw. ihren eigenen Kosmos, der wiederum alle Grenzen sprengen kann und auf das Äußere, die Natur, die unendliche Weite und Vielfalt des Lebens und der Möglichkeiten verweist.

Manche der neuen Bilder wirken wie eine überdimensionierte Malerpalette, auf der uns die Künstlerin nachvollziehen lässt wie sich unter der Hand der Malerin aus einem Rausch der verschiedenen Farben langsam ein Motiv herausbildet. Lucas möchte den Prozess des Malens und der Bildfindung sichtbar machen. Sie macht deutlich, dass jedes Bild eine Bild-(Er)findung ist, in der sich das Auge des Künstlers Wirklichkeit aneignet und sie nach Belieben zu etwas Neuem formen kann, wie z.B. die Dame auf dem titelgebenden Bild „The Slow Eye“ von Planeten oder Galaxie- Modellen umgeben ist, diese aber in eine rechteckige Spiralform überträgt und somit ihren eigenen Kunstinternen Gesetzmäßigkeiten gegenüber den Naturgesetzen den Vorzug gibt. Der Titel dieses Bildes ist programmatisch. Er plädiert für ein genaueres Hinsehen. Das „langsame Auge“ ist wieder gefordert, dieKonzentration auf das Wesentliche im Dauerrauschen der medialen Bilderflut. In sehr vielen Bildern ihres Gesamtwerks -wie auch hier- beschäftigt sich Lucas mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Sie greift oft auf Frauenfiguren zurück, die durch ihre Kleidung an das ausgehende 19. oder beginnende 20.Jh. erinnern, eine Zeit, in der die Grundlagen für die gesellschaftliche Emanzipation der Frau in Bildung, Wissenschaft, Beruf und auch in der Rolle innerhalb der Familie gelegt wurden.

Ausstellung: 22. 01. bis 24.4. 2021